Grußwörter

Die Grußwörter von S. E. Prof. Dr. Abdul Rahman Ashraf, Botschafter der Islamischen Republik Afghanistan in Berlin, Dr. Heinrich Kreft, Beauftragter für Deutschlandkommunikation und den Dialog zwischen den Kulturen, und dem Moderator und Schriftsteller Roger Willemsen zum Beginn des Projekts "Safar" 2012.


S. E. Prof. Dr. Abdul Rahman Ashraf

Afghanistan, das Herz Asiens, Kreuzung von Kulturen, der Seidenstraße und Musik

Afghanische Musik umfasst sämtliche Facetten der Musik und kennt unzählige Musikinstrumente eines Vielvölkerstaates, die auf dem Boden des heutigen Afghanistans von der Antike bis zum späten Mittelalter entstanden sind.

Kabul war immer schon eine Stadt der Musik, ein Zentrum der Musik mit viel Herz. Von Kharabat kommen berühmte Musiker und Musikinstrumente.

Auch in Zeiten von Flucht und Immigration blieb die Musikvielfalt in Afghanistan. Sie war ein Instrument der Einigung, der Hoffnung und des Fortbestehens alle Ethnien des Landes.

Unsere Kinder machten einen Schritt vorwärts und brachten einen neuen Wind in die Entwicklung der Musik.

Als Botschafter der Islamischen Republik Afghanistan wünsche ich, dass in unserem Land und in der Region, wie in der Musik, Einigung, Frieden und Harmonie herrschen.

Prof. Dr. Abdul Rahman Ashraf ist Botschafter der Islamischen Republik Afghanistan in Berlin.


Botschafter Dr. Heinrich Kreft

Afghanistan ist ein Land über das viel gesprochen und geschrieben wird - jedoch zeigen die Nachrichten nur einen kleinen Teil von dem, was Afghanistan ausmacht. Afghanistan war lange für seine kulturelle Vielfalt und einzigartige Musiktradition bekannt - eine Tradition und eine Kultur, die unter der Herrschaft der Taliban sehr gelitten hat und teilweise fast vollständig zerstört wurde. Viel von dem Wissen über die Geschichte und die Entwicklung von Afghanistan ist dabei verloren gegangen. Heute besteht ein großes Interesse an der eigenen nationalen Identität: Nicht zufällig ist Afghanistan mit einer Gesamtförderung von knapp 6,5 Millionen Euro von 2000 bis heute das wichtigste Partnerland Deutschlands im Rahmen des Kulturerhalts.

Ich begrüße sehr, dass die Tradition der afghanischen Musik mit der Arbeit der alten Meistermusiker am Afghanistan National Institute of Music, dessen Aufbau von Deutschland mit einer beträchtlichen Summe gefördert wurde, wieder aufleben kann und weitergegeben wird. Das Projekt "Safar" ist dabei auch deshalb etwas Besonderes, weil es nicht nur einen Beitrag zum Erhalt der Musik leistet, sondern weil es eine gemeinsame musikalische Reise ermöglicht, an der wir in Deutschland und in Afghanistan teilhaben können.

Projekte wie dieses können das gegenseitige Verständnis von Deutschland und Afghanistan vertiefen und den kulturellen Austausch ausbauen und verstärken. Welche Art der Kommunikation könnte hier besser geeignet sein als die Musik? In den Worten von E. T. A. Hoffman: "Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an."

Ich freue mich sehr darüber, dass das Auswärtige Amt mit der Unterstützung des Projektes "Safar" einen Beitrag dazu leisten kann, diese traditionelle Musik zu bewahren und sie gleichzeitig einem größeren Publikum zugänglich zu machen, und danke allen Beteiligten und den Veranstaltern für ihr Engagement.

Botschafter Dr. Heinrich Kreft ist Beauftragter für Deutschlandkommunikation und den Dialog zwischen den Kulturen.

Roger Willemsen

"Die Feier des Schönen ist Teil eines Aufbruchs"

Unvergleichlich der Reichtum, der sich in der Musik Afghanistans findet. In manchen Regionen mischen sich die Farben der persisch-arabischen Welt, die Stilrichtungen der höfischen Musik, des ekstatischen Tanzes, die rhythmusbetonte, Jagdszenen nachstellende Musik der Nuristani mit dem fröhlichen Gesang der Usbeken, dem chorischen Gesang der Krieger, den Hirtengesängen der Nomaden, die oft wie Hilferufe klingen.

Und doch ist dies vielfach verfolgte Musik. Sie unterlag der Zensur durch die sowjetischen Besatzer, ihre Quellen wurden zerstört von den Taliban, viele Musiker flohen nach Pakistan und in den Iran, viele zogen von dort weiter nach Europa, Kanada und in die USA. Die größten afghanischen Musiker leben heute im Exil. Die Heimgekehrten leben oft unter kargen Bedingungen.

Man kann sich in westlichen Gesellschaften oft nicht recht vorstellen, wie wichtig die Schönheit der Musik in diesem Land gefunden wird, wie tief sie reicht, wie profund das Wissen um die Kultur, wie verbreitet die Lust ist, selbst Verse zu schreiben, zu musizieren, zu singen.

Die Feier des Schönen ist, wo Kriege, Besatzer, religiöse Autoritäten so lange die Künste regulierten, Teil eines Aufbruchs, und die einzige Form, sie zu bewahren, ist, sie auch bei uns hörbar zu machen und ein kostbares, gefährdetes Kulturerbe in ihr zu erkennen. Deshalb ist ein solches Projekt wie "Safar" in einem Sinne wichtig, der weit über das allein Musikalische hinausweist.

Ich wünsche von Herzen gutes Gelingen und grüße herzlich
Ihr Roger Willemsen

Der Moderator und Schriftsteller Roger Willemsen ist Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins und Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin. Sein Buch "Afghanische Reise" erschien 2005.